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RISE Weltweit Internship in Kanada - meine Erfahrungen
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RISE Weltweit Internship in Kanada - meine Erfahrungen
Im Sommer 2015 habe ich mit dem DAAD RISE Weltweit Praktika Programm für Nawis im Bachelor ein Auslandspraktikum an der Université de Montréal absolviert. In diesem Blogpost beschreibe ich meine Erfahrungen mit dem Programm. Absolviert wurde das Praktikum in der AG von Joelle Pelletier (Chair of Biocatalysis).
Montreal ist eine wunderschön grüne und offene Stadt, die europäischen Metropolen in wenig nach steht und mir wesentlich besser gefallen hat als beispielsweise New York. Besonders hervorzuheben ist neben den sehr freundlichen Menschen und dem herausragenden Wetter im Sommer vor allem das kulturelle Angebot. Jedes Wochenende findet irgendwo ein Festival sei es Musik, Kunst oder Poutine (das Nationalgericht Quebecs) statt und auch sonst gibt es sehr viele Angebote für International Students. Besonders in der Zeit des Rentrées also dem Semester/Schulbeginn findet jeden Tag ein Pub Crawl, Konzert oder ein Picknick mit International Students oder Locals statt. Auch veranstaltet jede Uni ein Konzert (teils sogar mehrtägig) mit vielen weiteren Aktionen für ihre „Froshs“. In meinem Jahr waren in Montreal 9 RISE Praktikanten, weshalb es empfehlenswert ist sich vor den Praktika über Facebook oder per Mail schon einmal kurz zu schließen und eventuell Aktionen zu planen die längeren Vorlauf benötigen. So haben wir uns für das lange Labour Day Wochenende eine Hütte in der Mauricie Gegend gemietet. Dies sollte man schon im März oder April in Angriff nehmen, da danach alle Hütten ausgebucht sind. Falls man im Sommer/Herbst in Montreal ist sollte man sich die Feiertage Labour Day und Thanksgiving vormerken.
Die öffentlichen Verkehrsmittel für die Langstrecke sind in Kanada quasi nicht existent. Für Langstreckenbusse gibt es einige wenige Anbieter. Bei Megabus gibt es die ersten Tickets für die jeweilige Verbindung sogar für 1 CAD. Greyhound ist meistens deutlich teurer. Die Züge von VIARail kann man laut den Aussagen der Locals vergessen. Nach Toronto braucht man mit dem Zug gar länger als mit dem Bus. Für alle Reisen speziell in die Nationalparks empfiehlt es sich ein Auto zu mieten (ADAC empfehlenswert wegen Versicherung, allerdings teuer). Eine andere Möglichkeit ist mit Locals wie dem McGill Outdoors Club (Anmeldung über Mailingliste) oder Organisationen wie Interstude, CISA o.Ä weg zu fahren.
Der Nahverkehr in Montreal ist hingegen wirklich gut. Das Metronetz ist nicht groß aber sehr sauber und zuverlässig. Die Metro fährt allerdings nur bis um 1 Uhr nachts. Danach gibt es einige wenige Nachtbusse. Die Linienbusse fahren tagsüber teilweise im Abstand von einer Minute und halten auch an jeder Straßenkreuzung. Für die Metro ist es möglich einen Student Discount zu bekommen (statt 90CAD nur noch 49CAD). Hierfür braucht man aber von seiner Uni eine Bestätigung, die man an der Station Berri UQAM oder an der Campustour der Societe de Transport Montreal vorzeigen muss, um eine OPUS Card mit Studentenstatus zu bekommen. Gewöhnungsbedürftig in den Bussen ist, dass es keinerlei Ansagen über die nächste Haltstelle gibt.
Mit dem BIXI Leihradsystem existiert auch eine umweltfreundliche Alternative zu Bus und Metro. Das System in Montreal ist das Vorbild für die Leihradsysteme in London und anderen Städten gewesen und die Stationen sind fast über die ganze Stadt verteilt. Eine Fahrt ist nicht teuer. Für mehr als eine halbe Stunde Fahrzeit zahlt man jedoch extra.
Reisen mit dem Auto ist in Ordnung. Der Fahrstil der Kanadier ist aber ganz im Gegensatz zur Freundlichkeit mit dem die Menschen einem dort begegnen eher aggressiv. An die Tempolimits hält sich so gut wie niemand und man kann auf den Highways sowohl rechts als auch links überholt werden.
Kanada ist ein bisschen teurer als Deutschland. Speziell die Preise für Milchprodukte sind sehr teuer. Gemüse und vieles weiteres kann man in Montreal auf einem der vielen überdachten Märkten wie Jean Talon oder Atwater Marché an jedem Tag günstig erstehen. Beim Brot muss man jedoch meist Abstriche machen.
Die Mieten in Montreal sind nicht günstig aber auch nicht extrem überteuert. Im Bereich 500 bis 650 CAD sollte man ein gutes Zimmer finden.
Das Stipendium vom DAAD ist ausreichend und den Lebenshaltungskosten angemessen. Außerdem wird pauschal für Flug und Visa nochmal ein Betrag (für Kanada 1450€) überwiesen zusätzlich zur monatlichen Rate (750€).
Aufgrund von Verfahrensumstellung beim Einwanderungsministerium (CIC) hatte sich 2015 in der Beantragung des Work Permits einiges geändert. Die Formulare konnten recht einfach über das Online Tool des CIC hochgeladen werden. Aufgrund des DAAD Stipendiums war man als „Award Recipient“ von einem Labour Market Impact Assessment befreit. Den Status Award Recipient konnte man jedoch nicht direkt eingeben sondern musste dies mit den vom DAAD bereitgestellten Dokumenten dann in der Dokumentenuploadmaske erledigen.
In der Eingabemaske des CIC musste der Status „work permit with a Labor Market Impact Assessment exemption“ ausgewählt werden.
Für das CIC mussten folgende Dokumente und Forms eingereicht werden
Für die Einträge Employment Records und Employment Reference Letter habe ich Platzhalter hochgeladen.
Schlussendlich habe ich noch folgenden Erklärungstext hochgeladen:
Dear Sir or Madam,
As recipient of the DAAD 2015 RISE worldwide scholarship, I am applying for a work permit with labour market opinion exemption as Research Award recipient.
Since RISE worldwide is a special program of the German Academic Exchange Service (DAAD) that places undergraduate students with international internship projects (more information can be found here: www.daad.de/rise-weltweit/en/index.html ), I do not really have an employment contract. Instead, I have provided the invitation letter that I received from the inviting university and a certificate from the DAAD as proof of my scholarship . As further proof that I meet the requirements of the internship, I have submitted my transcript of records from my university, the University of Konstanz. Moreover, I have submitted a certificate of enrolment (“letter from current employer”) from my university. If it is required, I can provide more information about my financial profile (apart from the DAAD scholarship), e.g. about my scholarship from the German National Academic Foundation. As I never was employed so far I uploaded placeholders for “Employment Reference Letter” and “Employment Records”. Proof of my status as student at the University of Konstanz can be found under “letter of current employer”. I sincerely hope that by applying this way, I have not caused any inconvenience to you. If any more documents should be needed, I will be happy to submit them to you as soon as possible.
Damit hat die Antragstellung problemlos geklappt.
Eine gute Kommunikation mit der Professorin/dem Sekretariat der AG war wichtig, weil diese ebenfalls eine Gebühr von 230 CAD bezahlen mussten zusätzlich zur Gebühr von 100 CAD für den Antragssteller. Die Payment ID und der Paymentbeleg des Arbeitgebers mussten in den Antrag aufgenommen werden.
Nach 5 Wochen war der Work Permit genehmigt. Man erhält eine Email, dass der Permit genehmigt wurde. Final ausgestellt wird er dann bei Ankunft in Kanada am Flughafen. Die Zeitangaben auf dem Work Permit können in Absprache mit dem Beamten dort allerdings noch geändert werden, falls man noch etwas reisen möchte nach dem Praktikum.
Die Université de Montreal ist eine der größten frankophonen Unis weltweit, die größte Universität in Montreal und die zweitgrößte in Canada. Der Hauptcampus ist am Fuße des Mont Royal in den Vierteln Outremont und Cote de Neiges. Sie ist jedoch weniger bekannt als die prestigeträchtige McGill University in Downtown. Die Organisation ist teilweise etwas chaotisch und manche der Angestellten sprechen auch kein Englisch. Das Intranet der Universität ist komplett in Französisch. Hier muss man sich „einschreiben“ um den Praktikanten Status zu bekommen. Da es diesen jedoch nicht für Undergrads gab wurde ich kurzer Hand zunächst als „staigaire cycle superior“ geführt. Auch musste ich als Zeitraum Herbst 2015 eingeben. Dies wurde dann später nach meiner Ankunft von der Administration korrigiert.
Für die Anmeldung an der Uni musste ich online eine Bearbeitungsgebühr von 15 CAD und eine Einschreibegebühr von 150 CAD vor Ort bezahlen.
Alltagssprache im Labor ist sowohl Französisch als auch Englisch. Für Labmeetings und Reports jedoch ausschließlich Englisch.
Der Wohnungsmarkt in Montreal bietet viel Auswahl und es herrscht viel Leerstand. Die angebotenen Wohnungen haben jedoch einen niedrigeren Standard als in Deutschland, was darauf zurückzuführen ist, dass man nirgendwo Kaution zahlt.
Für die Wohnungssuche empfiehlt sich craigslist oder kijii. Speziell Ende August bis Anfang September gibt es viel Angebot aber auch eine hohe Nachfrage wegen des neuen Semesters. Angebote werden jedoch meist sehr kurzfristig eingestellt.
Über Craigslist kann man sich auch günstig ein Fahrrad besorgen, was in Montreal nicht ganz unpraktisch ist. Die Fahrradfahrer ignorieren hier jedoch alle Verkehrsregeln und extra abgetrennte Fahrradwege gibt es nur auf den großen Boulevards die Norden und Süden sowie Westen und Osten miteinander verbinden (Beispiel Boulevard de Maisoneuve).
Ohne Kreditkarte geht in Nordamerika gar nichts. Manche Automaten wie die der Banque Laurentienne berechnen jedoch pauschal für jeden Automatennutzer Geld. Hier empfiehlt es sich einfach einen anderen ATM zu wählen.
In meinem Praktikum habe ich mich für ein theoretisches Projekt am Computer anstelle von Laborarbeit entschieden, weil ich so in 2 Monaten ein komplettes Projekt abschließen konnte. Im Nachhinein hat sich dies als die goldrichtige Entscheidung herausgestellt.
In meinem Praktikum habe ich Molecular Dynamics (MD) Simulationen eines dimeren Enzyms aus der Klasse der Oxidoreduktasen durchgeführt. Meine Aufgaben beinhalteten es eine Trajektorie des Enzyms in einer Wassersphäre über eine Zeitdauer von mehreren Nanosekunden zu simulieren und anschließend die Trajektorie nach Diffusionskanälen für die Gase Sauerstoff, Kohlenstoffmonoxid und Stickstoff mittels Implicit Ligand Sampling zu durchsuchen. Für weitere Details kann gerne die aus dem Praktikum resultierende Publikation herangezogen werden. (http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/acscatal.6b02154)
Ich kann das RISE Weltweit Programm nur jedem nahelegen. Es war toll erste Erfahrungen in der Forschung zu sammlen und auch die Stadt Montreal sowie die umgebende Landschaft ist absolut empfehlenswert. Lediglich im Winter würde ich Montreal meiden. Hier fallen die Temperaturen auch gerne mal auf -30°C über mehrere Wochen.